Ich lese viel und nie ist mir eine schlüssigere Passage begegnet. Ich habe das zwingende Bedürfnis diese Zeilen mit Ihnen zu teilen. Sie stammen aus Marlo Morgans Traumfänger (S. 133/134)
"Die beiden eingeborenen Ärzte hatten den gebrochenen Knochen gerichtet, indem sie dem Körper die Vorstellung der Perfektion vermittelt haben. Mit ihren Köpfen und Herzen hatten sie dabei genau soviel gearbeitet wie mit ihren Händen.
Der Patient war offen für eine Heilung und bereit, die Gesundheit zu empfangen; er glaubte daran, sofort und vollständig geheilt werden zu können. Was mir wie ein Wunder vorkam, galt bei den Stammesleuten als normal. Ich begann mich zu fragen, wie sehr bei uns zu Hause das Leiden an Krankheiten oder die Hilflosigkeit des einzelnen von einer gefühlsmäßigen Vorprogrammierung abhängig ist – wenn auch nicht auf einer bewußten, so doch auf einer unbewußten Ebene.
Was würde geschehen, wenn sich die Ärzte bei uns im gleichen Maß auf die innere Heilkraft des menschlichen Körpers verließen, wie sie an die Wirkung oder die Wirkungslosigkeit einzelner Medikamente glauben? (…)
Wenn der Arzt nicht daran glaubt, daß ein Patient geheilt werden kann, kann allein diese Einstellung alle Bemühungen ins Leere führen. Schon vor langer Zeit habe ich gelernt, was es wirklich bedeutet, wenn ein Arzt seinem Patienten sagt, daß es für ihn keine Heilung gibt. Es heißt nämlich, daß der Arzt mit der ihm eigenen Ausbildung und Erfahrung über keine Information verfügt, die eine Heilung ermöglichen könnte."